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Reisebericht: Auf dem Pferderücken zum Lago Leones

Wir hatten uns vorgenommen, mal eine Tour in einem abgelegenen, touristisch nicht erschlossenen Teil von Südchile zu machen und uns für das Tal zum Lago Leones und dem Leones-Gletscher entschieden. Wir fuhren zu einem Bauern und mieteten bei ihm für den nächsten Tag Pferde und ihn selbst als Führer, da wir das erste Mal auf einem Pferderücken sitzen würden.

Vorbereitungen

Ohne Pferde gelangt man nämlich nur nach einer anstrengenden, mehrtägigen Wanderung dorthin. Etliche sehr kalte Flussläufe sind zu durchqueren. Das wurde natürlich bei einigen Mate-Runden besprochen – die dazu führten, dass wir die halbe Nacht nicht schlafen konnten (weil Mate eine aufputschende Wirkung hat – zumindest für alle, die ihn nicht gewohnt sind).  Während über unserem Zelt  kreischend Papageienschwärme vorüberzogen, träumten wir von unserer ersten Reittour, einer Cabalgata.

Auf dem Pferd zum Lago Leones

Los geht`s!

Pünktlicher als wir war der Bauer am nächsten Morgen mit den Pferden zur Stelle. Er musste sie zuvor auf seinem weitläufigen Besitz suchen und einfangen. Jetzt waren sie fertig gesattelt, dicke Schafsfelle unter den Sätteln versprachen sogar Bequemlichkeit. An die chilenische Ausführung der Steigbügel mussten wir uns gewöhnen. Sie waren aus Holz, kunstvoll geschnitzt und sahen aus wie das Vorderteil eines Schuhs. Unsere dicken Wanderschuhe passten nur mit Mühe in das vorgesehene Loch, wir blieben erst mal in der Luft hängen, ehe wir unsere Schuhe in die Steigbügel zwängen konnten.

Pedro versicherte uns, dass die Pferde ganz zahm und Reiten so einfach wie Autofahren seit. Anfangs wollten wir es nicht so recht glauben, aber nach einiger Zeit klappte alles erstaunlich gut. Das Tempo war angenehm langsam, die Pferde gingen Schritt, einen Trab trauten weder der Bauer noch wir uns zu. Die Landschaft gab es auch nicht her, Wege waren kaum zu erkennen. Dafür war das Tal, durch das wir ritten, von hohen Bergen eingerahmt, von denen sich Gletscher ins Tal schlengelten. Um uns herum einige kleine Bäume, die dem kalten Wind trotzen. Keine Häuser, keine Menschen, nur wir und die Einsamkeit, durch das leise Schnauben unserer Pferde unterbrochen.

Unser Ziel: der Lago Leones in Südchile

Wir waren ganz verzaubert von dieser Art des Reisens, kamen dennoch gut vorwärts. Selbst die Flüsse überquerten wir ohne Probleme. Pedro half uns bei schwierigen Stellen und trieb die Tiere entsprechend an. Außerdem unterhielt er uns mit den abenteuerlichsten Geschichten. Er berichtete, dass in dem Tal, das wir gerade durchquerten, früher täglich drei Pumas erlegt wurden.

Der Lago Leones und das nordpatagonische Eisfeld
Der Lago Leones und das nordpatagonische Eisfeld

Nach drei Stunden hatten wir die ca. 15 km lange Strecke in unserem langsamen Tempo geschafft. Der Blick wurde immer besser, gegen Ende erhoben sich auch vor uns hohe Berge, die, wie wir wussten, das nordpatagonische Eisfeld begrenzen. Noch um einen Berg herum und vor uns lag unser Ziel: der Lago Leones, ein grüner Gletschersee, auf dem Eisberge schwammen. An der anderen Seite des Sees schlängelten sich drei Gletscher von den Bergen hinunter, die sich kurz bevor sie den See erreichen, zu einem riesigen Gletscher vereinigen und dann im See enden. Ein traumhafter Anblick! Wir setzten uns lange auf den Berg und schauten auf See, Gletscher und Berge und genossen die Stille.

Ein besonderer Abschluss

Auf dem Rückweg gab es gegen Ende sicherlich schon Momente, wo wir lieber gelaufen wären, die Pferde hatten es nämlich eilig, nach Hause zu kommen und wir hüpften recht ungeschickt auf dem Pferderücken herum. Aber dieser Ausflug gehört sicher zu den schönsten Sachen, die man in der Region Aysén machen kann und mit den Pferden war es eine tolle Erfahrung.

Pedro ließ es sich zum Abschluss nicht nehmen, uns zum Abendessen einzuladen, das Frau und Tochter in unserer Abwesenheit gekocht hatten. Während uns das Essen schmeckte, erlebten wir die ersten Schritte des Enkelkindes, die vom stolzen Großvater begeistert gefeiert wurden.

Eine Lektion konnten wir dann am nächsten Tag auch noch mitnehmen: Breche niemals zu einer Mehrtageswanderung auf, wenn Du am Tag vorher das erste Mal in Deinem Leben auf einem Pferd gesessen hast und dann auch gleich für 6 Stunden! Du wirst es bereuen…

Quelle (leicht abgeändert): Andrea Kuss, Christof Sauer in “Schmales Blütenblatt aus Meer und Schnee”, Hsg. Angelika Wolf und Ulrich Straeter

Wenn auch Du den Lago Leones besuchen willst, empfehlen wir eine individuelle Reise.

3 Antworten auf „Reisebericht: Auf dem Pferderücken zum Lago Leones“

Liebe Andrea,

schön, dass du dich mit dem Chilebuch beschäftigt hast.
Es sind noch Exemplare da – es wäre prima, wenn die noch verkauft werden könnten.

Herzliche Grüße
Ulrich Straeter
ARKA Verlag Essen, 13.2.2011

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