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Archäologischer Nationalpark Tierradentro

Tierradentro – das “Land, das drinnen liegt” – ist eine zerklüftete, unwegsame Berglandschaft zwischen dem Río Magdalena und Río Cauca. Sie birgt eines der bedeutendsten archäologischen Zentren von Kolumbien. Hier erstrecken sich auf einer Fläche von 19.000 m² die Reste einer untergegangenen Indio-Kultur, die man ungefähr auf das 8. bis 14. Jahrhundert datieren kann. Insbesondere verdienen die sonst in Amerika kaum irgendwo so zahlreichen unterirdischen Grab- und Kultstätten mit ihrem Schmuck besondere Aufmerksamkeit.

Seit 1936 untersuchen Wissenschaftler die Ausgrabungsstätte Tierradentro. Wie auch San Agustin steht es für die Kreativität einer geheimnisvollen Kultur, die sich historisch nur schwer erschließen lässt. Die steile Gebirgswelt erlaubte es den Menschen nur an wenigen Stellen, geschlossene Siedlungen zu erbauen; sie errichteten ihre Hütten deshalb meist an Abhängen auf künstlich angelegten Terrassen. Ein Teil der Bevölkerung stellte begehrte Stoffe her und das Handwerk belebte vermutlich den Warenaustausch mit benachbarten Volksgruppen. Durch eine besondere Vielfalt zeichnen sich v.a. die Keramikprodukte aus, welche die Künstler häufig als Tier- oder Menschengestalten formten. Nicht zuletzt zeugen die aufwendigen unterirdischen Begräbnisstätten vom einstigen Wohlstand der Urbewohner im Hochland von Tierradentro.

Eine ganz besondere Architektur

Unterirdisch in den Felsen gehauene Grabkammern und Kultstätten bezeichnen Archäologen als Hypogäen. Die Anlagen in Tierradentro zählen zweifellos zu den bedeutendsten dieser Architektur. Die unterirdischen Kammern, rund oder oval in einer Tiefe von bis zu sieben Metern angelegt, erreicht man über senkrechte Schächte mit hohen Stufen oder Wendeltreppen. Zwischen 36 und 70 m² weist jede einzelne Kammer auf. Viereckige Pfeiler stützen die kuppelartig gewölbten Decken. Die Größe der Kammern und die Anzahl der Nischen geben Hinweise auf die einstige gesellschaftliche Stellung des Bestatteten.

Die Menschen der Tierradentro-Kultur hinterließen an den Wänden und Stützpfeilern eine Vielzahl von geometrischen Mustern in Schwarz, Rot und Gelb auf weißem Kalk, aber auch Darstellungen von Menschen und Tieren finden sich in den Kammern. Der Park steht seit 1995 auf der Liste des UNESCO-Welterbes der Menschheit.

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