Last Updated on 24. Juli 2024 by Südamerika Reiseportal
In der Reihe der Jetlag-Reiseführer im Wilhelm Heyne Verlag erschien schon 2007 das Buch “San Sombrèro – Karibik, Karneval und Kakerlaken” in der deutschen Ausgabe. Verfasst wurde es von den Autoren Santo Cilauro, Tom Gleisner und Rob Sitch. Als Inspiration für die kalten Tage und möglichen Zeitvertreib im Lockdown, stellen wir Euch den ungewöhnlichen Reiseführer vor. Gleichzeitig geben wir Euch mit der Lektüre über das selbsternannte “vergessene Juwel Mittelamerikas” eine lustige Leseempfehlung eines ironischen Reiseführers.
Meine Leseerfahrung
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht wusste, was auf mich zukam, als ich den San Sombrèro Reiseführer durchblätterte. In Erwartung an einen Reiseführer über ein mir unbekanntes Land, las ich die ersten Seiten und war sichtlich verwirrt. Ich dachte eigentlich, dass ich mich mit Ländern in Mittelamerika relativ gut auskenne. Doch von San Sombrèro hatte ich noch nie gehört. Auch der volle Name “Freie Vereinigte Demokratische Volksrepublik San Sombrèro” sagte mir nichts. Zudem war mir die Reihe der Jetlag-Reiseführer neu.
Schon das erste Kapitel machte mich stutzig. Berichte von Strandliebhabern in durchsichtigen Badeanzügen, bergigen Bergen und dschungelbewachsenen Dschungeln passten nicht in das Bild, dass ich von Reiseführern hatte. Ich musste erst ein paar Seiten durchblättern und überfliegen, bevor ich meinen Fehler bemerkte. Es handelt sich um einen vollkommen frei erfundenen Reiseführer über ein ausgedachtes Land.
Mit der neuen Erkenntnis und peinlich berührt über meine eigene kurzfristige Beschränktheit, konnte ich den Reiseführer erst richtig genießen. Also las ich mehr über das Land mit dem “tropischen Charme, […] exotischen Lebensstil und den fehlenden Auslieferungsabkommen mit der westlichen Welt”, das so Jahr für Jahr Tausende Besucher anlocke.

Über das Buch San Sombrèro
Insgesamt stellt der Reiseführer im ersten Kapitel San Sombrèro im Allgemeinen sowie dessen Geschichte vor. Diese wurde durch Korruption und zahlreiche Wechsel der Regierungsform geprägt. Wohl inspiriert von jeglichen totalitären Machtführern der Welt, wird die Landesgeschichte bunt ausgeschmückt. So erfährt man auch, dass jedem abgesetzten Präsidenten die gleiche Ehre erwiesen wird. Nämlich 21 Salutschüsse – von einem Exekutionskommando. Heute wird San Sombrèro übrigens von einem Übergangspräsidenten und einem Politikstudenten im Praktikum regiert.
Es folgen Kapitel über bedeutende Städte wie die Hauptstadt Cucaracha City. Auch das bergige und schwer zugängliche Guacomala, das langweilige und unfruchtbare San Abandonio sowie die Provinz Lambarda werden vorgestellt. Letztere ist bekannt für Bauruinen und Umweltschäden und ist Reiseziel der Reichen und Schönen San Sombrèros.
Das Buch bietet immer wieder Momente zum Schmunzeln und Lachen. So stehen auch unter den vollkommen willkürlich ausgewählten Fotos skurrile Bildunterschriften. Beispielsweise wird darauf hingewiesen, dass Fotografen den frühen Morgen für ihre Arbeit bevorzugen würden, da sich die Schönheit San Sombèros so am besten einfangen ließe. Einerseits, weil das Licht gut sei, aber auch, weil einem seltener die Kamera geklaut werde.
Fazit
Alles in allem ist der San Sombrèro Reiseführer eine lustige Lektüre zum Durchblättern. Da das Buch in der traditionellen Form eines Reiseführers geschrieben ist, eignet es sich jedoch kaum für einen gemütlichen Leseabend auf dem Sofa. Es ist eher eine lustige Beschäftigung für zwischendurch. Das Buch kann gut immer wieder zur Hand genommen werden, um lustige Passagen mit Familie und Freunden zu teilen und zusammen zu lachen. Da sich auch nicht auf einen richtigen Urlaub vorbereitet werden kann, ist es also eher unwahrscheinlich, dass der Reiseführer vollständig durchgelesen wird. Wer jedoch der ironischen Veralberung von Reiseführern etwas abgewinnen kann, der wird seinen Spaß haben. Auch die ständigen Anspielungen auf existierende Länder und Vorurteile tragen dazu bei.
Die Reihe der Jetlag-Reiseführer
Die drei Freunde Santo Cilauro, Tom Gleisner und Rob Sitch waren enttäuscht, als sie 1978 für ihre einjährige Reise durch Südostasien und Europa keinen zufriedenstellenden Reiseführer finden konnten. Kurzerhand begannen Sie ihre Reihe an Büchern, die Reiseführer parodieren und sich auf die wahrgenommenen Vorurteile der Menschen in den darin dargestellten Regionen stützen. Der erste und bekannteste der Leitfäden ist Molvanîa.
Wer Lesegenuss mit echtem Wissenszuwachs verbinden möchte, kann gerne unsere Buchrezension über Jochen Webers „Zu Besuch beim Kakao“ lesen.
