Auf der Suche nach den besten Sehenswürdigkeiten in Santiago de Chile trifft man meistens auf ähnliche Tipps mit den Standard Sehenswürdigkeiten wie Museen, Stadtviertel, Parks…. Heute möchten wir Ihnen daher einen etwas ungewöhnlichen Tipp geben, der selten auftaucht, aber definitiv einen Besuch wert ist!
Der Templo Bahai’i in Santiago de Chile wurde 2016 eröffnet und ist damit der jüngste von acht kontinentalen Andachtsstätten der Bahai’i. Der Tempel gilt zwar als Ort der Andacht und der Stille, aber auch wer sich weniger für spirituelle oder religiöse Themen interessiert, kommt auf seine Kosten, denn architektonisch ist das Gebäude ein Meisterwerk und von den Gärten der Anlage aus genießt man einen spektakulären Ausblick über die ganze Stadt.
Die Religion der Bahai’i
Das Bahaitum ist eine aus dem Iran stammenden Religion, die sich seit dem 19. Jahrhundert in der ganzen Welt verbreitet hat. Heute zählt die Religion weltweit rund acht Millionen Anhänger. Das Bahaitum wird auch als “Religion der Einheit” bezeichnet, denn die Bahá’í glauben an die Einheit Gottes, der göttlichen Offenbarer und der Menschheit. Demnach ist das Bahaitum einen monotheistische Religion. Die Einheit der göttlichen Offenbarer bedeutet, dass Anhänger der Religion daran glauben, dass es immer wieder zu Offenbarungen bzw. Manifestationen Gottes kommt. Somit akzeptieren sie auch die Propheten und Offenbarer anderer Religionen, wie Jesus, Moses oder Buddha. Die Werte des Bahaitums basieren auf der Einheit der Menschen und damit z.B. auch der Gleichstellung der Geschlechter und der Befreiung von Vorurteilen. Vereinzelt wird die Religion auf Grund ihrer universellen Gültigkeit sogar als Universal- bzw. Weltreligion aufgeführt.
Der Templo Bahai’i in Santiago de Chile
Bei den Tempeln der Bahai’i, zu Deutsch auch “Haus der Andacht” genannt, handelt es sich immer um 9-seitige Gebäude mit einer Kuppel. So auch in Santigao de Chile, wo der Bau an eine neunblättrige Lotusblüte erinnert. Von jeder der 9 Seiten gibt es einen Eingang. Diese sind als symbolische Einladung, den Tempel zu betreten, an Anhänger aller Religionen und Menschen jedes Geschlechts und jeder Herkunft zu verstehen, um dort zu beten oder zu meditieren. Die Anzahl 9 zieht sich auch durch die Gestaltung des Gartens, der in 9 Wegen zum Tempel führt und 9 Brunnen hat. Als größte Ziffer verstehen die Bahai’i die Zahl 9 als Symbol für Fülle und Perfektion.

Als das kanadische Architekturbüro Hairi Pontarini mit der Planung de Gebäudes begann, spielte außerdem das Thema Licht, als Symbol der Einheit, eine große Rolle. So kam es auch zu der Wahl des ungewöhnlichen Materials. Das Grundgerüst aus Metallstreben ist innen mit lichtdurchlässigem Marmor ausgekleidet und außen mit Teilen aus Gussglas verkleidet. Tagsüber schafft das Tageslicht so eine einzigartige Atmosphäre im Inneren des Tempels und wenn es dunkel wird, strahlt warmes Licht aus dem Gebäude und leuchtet sanft in die Nacht. Ein Besuch lohnt sich also nicht nur am Tag, sondern auch am Abend, wenn es dunkel wird. Für den ungewöhnlichen Bau wurde das Architekturbüro mit verschiedenen internationalen Preisen ausgezeichnet.

In den Ausläufern der Anden liegend, ist der Tempel von der chilenischen Hauptstadt aus leicht mit dem Auto oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Während der Öffnungszeiten kann jeder den Tempel kostenlos besuchen und auf Anfrage werden auch Führungen angeboten. Aktuell muss man jedoch einen Termin vereinbaren, um den Tempel besuchen zu dürfen.

Weitere Andachtsstätten der Bahai’i in Lateinamerika
Schon 1972 wurde in Panama-Stadt die erste lateinamerikanische Andachtsstätte der Bahai’i eröffnet. Auch hier befindet sich der Tempel auf dem Cerro Sonsonate leicht über der Stadt und verspricht so einen guten Ausblick. Aus der Ferne sieht die weiße Kuppel aus wie ein Ei.
Außerdem wurde 2018 in Villa Rica im Norden von Cauca in Kolumbien ein weiterer lokaler Tempel eröffnet. Die Architektur ist stark an die Kultur und die Bräuche der Gegend angepasst. Das Dach wird von einer Krone geziert, die an eine Blüte des Kakaosamen erinnert, welcher hier früher gewachsen ist, und die Wahl der Terrakotta-Farbe ist auf die Erde und die früheren Häuser aus Erde zurückzuführen. Außerdem wurde die Umgebung des Gebäudes mit nativen Pflanzen aufgeforstet, welche zuletzt durch den Anbau von Zuckerrohr verdrängt wurden. Auch hier spielt Licht zum Teil eine Rolle, denn die Krone absorbiert tagsüber das Sonnenlicht, sodass das Material bei Sonnenuntergang natürlich weiterleuchtet.
Bei diesen Reisen können Sie dem Tempel in Santiago einen Besuch abstatten:
Weinreise Argentinien und Chile
Entdecken Sie die traditionellen Weinbauregionen und namhafte Weingüter auf einer 3-wöchigen Mietwagenreise durch Argentinien und Chile. Bei den Weingütern erfahren Sie Näheres zur Herstellung der Weine und haben die Gelegenheit, verschiedene Weine zu probieren.

Höhepunkte Chiles
Eine kompakte Einsteigerreise für den ersten Besuch Chiles. Es geht nach Santiago, ins Seengebiet und nach Patagonien, in der längeren Version auch in die Atacama-Wüste.
