Sie gilt als „Madre de Ciudades“ (Mutter der Städte) und ist doch relativ unbekannt: die Provinzhauptstadt Santiago del Estero. Sie liegt im nördlichen Teil Argentiniens und ist der größte Ballungsraum sowie das kulturelle Zentrum der gleichnamigen Provinz. Sie ist die Heimat von über 250.000 Menschen und besteht aus 62 Stadtvierteln (Barrios). Der Fluss Rio Dulce verbindet Santiago del Estero mit ihrer „kleineren Schwester“, der Nachbarstadt La Banda. Nur wenige Reisende haben die Stadt auf dem Schirm, wenn sie ihre Argentinien-Reise planen. Doch in und um Santiago del Estero gibt es einiges zu entdecken: ein Hidden Gem (also verborgenes Juwel), das du auf deine Must-see-Liste setzen solltest!
Geschichte
Mächtig stolz sind die Santagueños, wie die Einheimischen Santiago del Esteros genannt werden, auf die Geschichte ihrer Stadt. Sie gilt als die älteste Stadt ganz Argentiniens und somit als „Wiege der argentinischen Zivilisation“. Bereits am 24. Juni 1550 entstand der erste Vorläufer Santiago del Esteros im Rahmen der spanischen Eroberung Lateinamerikas – unter anderem durch die Conquistadores (Eroberer) Juan Núñez de Prado und Francisco de Aguirre de Meneses. Aus geopolitischen und ökonomisch-strategischen Gründen folgten jedoch zwei Umsiedelungen, bevor Santiago del Estero am 25. Juli 1553 offiziell dort gegründet wurde, wo wir es heute finden können.
Vor der Eroberung der Region durch die Spanier lebten vorwiegend nomadische und halb-sesshafte Gruppen wie die Diaguita im Norden Argentiniens. Als die Spanier Santiago del Estero zu einem Zentrum ihrer kolonialen Interessen werden ließen, wanderten außer den Ibero-Europäern auch verschiedene ethnische Gruppen wie die Yanacona aus Peru ein. Dies hatte zur Folge, dass die ursprüngliche Bevölkerung der Region verdrängt wurde. Außerdem brachten die aus Peru stammenden Einwanderer ihre Sprache nach Santiago del Estero mit, weshalb man bis heute noch Quichua Santiagueño – eine Abwandlung des Quechua – in der Provinz hören kann. Leider wird die Sprache immer weniger gebraucht und weiterhin stark vom Spanischen verdrängt.
Von Santiago del Estero aus leiten die Spanier Entdeckungsreisen und Eroberungsfeldzüge und gründeten so andere Städte wie Tucumán (1565), Córdoba (1573) oder Salta (1582). Vor allem deshalb wird Santiago bis heute „Madre de Ciudades“ (Mutter der Städte) genannt. Bis 1776 gehörte Santiago del Estero dem spanischen Vizekönigreich Virreinato del Perú an, bevor es Teil des neu gegründeten Vizekönigreichs Virreinato del Río de la Plata wurde. In der Unabhängigkeitsbewegung gegen die spanische Vorherrschaft und den darauffolgenden, fast bürgerkriegsartigen Machtkämpfen spielte Santiago del Estero eine wichtige Rolle. Die Stadt bekannte sich zu den Föderalisten, die eine regionale Hegemonialstellung der heutigen argentinischen Hauptstadt Buenos Aires verhindern wollten. In den Jahren nach der Konsolidierung des argentinischen Staates wurde es ruhiger in Santiago del Estero.
Die Stadt wurde zur Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ernannt – welche übrigens ungefähr doppelt so groß wie Bayern ist. Eine Zugverbindung wurde etabliert, Handelsbeziehungen mit Stoff- und Lederwaren (v.a. Baumwolle und Kuhleder) sowie landwirtschaftlichen Produkten aufgebaut und zwei Universitäten gegründet. Trotzdem ist die Provinz bis heute eine der ärmsten des Landes. In manchen Orten der Region leben über die Hälfte der Bevölkerung unter dem Existenzminimum. Das liegt unter anderem an den unvorteilhaften Klima- und Bodenbedingungen, der wirtschaftlich schwierigen Lage Argentiniens und dem Fehlen eines umsatzstarken Dienstleistungs- bzw. Industriesektors. Mit einem touristischen Besuch kannst du einen kleinen, aber sehr geschätzten Beitrag zur gesellschaftlichen Situation der Region beitragen.
Geographische Gegebenheiten
Wenn du eine Reise nach Santiago del Estero planst – was du unbedingt tun solltest – ist es empfehlenswert, die klimatischen und geographischen Gegebenheiten im Auge zu behalten. Die Provinz Santiago del Estero ist vorwiegend flach, nur im Süden lassen sich kleine Berge (Höhe maximal ca. 800m) finden. Diese sind die Bergketten Sierra de Ambargasta (Südwesten), Sierra de Sumampa (Süden) und Sierra de Guasayan (Westen). Im Rest der Provinz wirst du meist auf Steppen-ähnliche Weiten und großläufige Felder treffen. Die meiste Vegetation besteht aus Buschwald und Kakteen. Gerade in der Stadt Santiago wirst du aber auch Palmen zu Gesicht bekommen! Suptropisches Sommer-Feeling ist also garantiert!
Klima
Sommerlich sind auch die Temperaturen vor Ort – und das fast das ganze Jahr über. Während die Temperatur in den Wintermonaten (Juni bis September) nur auf ca. 12°C sinkt, steigt sie in den Sommermonaten (November bis April) gerne über 30°C. Auch Temperaturen über 40°C (Rekord in der Provinz: 47,3°C) wurden in Santiago del Estero schon gemessen. Aber keine Sorge, das ist eher die Ausnahme als die Regel. Alles in allem ist Santiago del Estero für Sonnenanbeter das perfekte Reiseziel!
Im nächsten Blog Artikel erfährst du, was du auf deiner Argentinien-Reise in der Stadt und in der Provinz Santiago del Estero alles sehen und erleben kannst. Plane schon mal deine Rundreise im Land des Mates und des Tangos!
