Verglichen mit den titanischen Wasserfällen des Flusses Iguazú, “sieht unser Niagarafall wie der Wasserhahn in einer Küche aus”, scherze einst die Präsidentengattin Anna Eleanor Roosevelt, als sie zum ersten mal in ihrem Leben das beeindruckendste Naturwunder Lateinamerikas erblickte. Tatsächlich sind die sowohl zu Argentinien als auch zu Brasilien gehörenden Fälle des Stroms fast dreimal so breit wie der nordamerikanische Wasserfall.
Wenn nach der Regenzeit der Fluss stark angeschwollen ist, stürzen die Wassermassen über eine Lavasichel von mehr als drei Kilometern Breite wie ein gewaltiger Binnensee 80 Meter in den Abgrund. Schon von weitem vernimmt man die Geräusche des Flusses, der durch den Urwald fließt, bevor er bei den Wasserfällen den Endpunkt seiner verschlungenen Reise durch das südliche Hochland Brasiliens erreicht.
Ursprung des Namens
Die unermesslichen Wassermassen haben dem Fluss zu seinem Namen verholfen. Iguazú bedeutet in der Sprache der Guaraní-Indianer “große Wasser”. Der Sage nach hat der Flussgott diese Stelle in einem Wutanfall geschaffen. Dem “Garganta do Diabolo” (Kehle des Teufels) genannten Wohnsitz des Gottes können sich wagemutige Besucher heute per Boot oder über einen Holzsteg nähern.

Lage und Größe
Die Iguazu Fälle sind breiter als die Victoria-Fälle, höher als die Niagara-Fälle und – zumindest für den Südamerika-Fan – schöner als beide. Sie liegen an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien, nahe der Grenze zu Paraguay in den Nationalparks Iguazú bzw. Iguaçu. Auf der Gesamtbreite der Fälle von etwa 2.700 m stürzen durchschnittlich 1.500 m3/s, nach längeren Niederschlägen bis zu 7.000 m3/s, in zwei Stufen bis zu 82m hinab.
Von oben betrachtet besteht das hufeisenförmige Flussgebiet im Dschungel aus 275 Einzelkatarakten, deren hinunterstürzende Wasserfluten eine in allen Farben des Regenbogens schimmernde, kirchturmhohe Nebelglocke erzeugen. Während man in der Trockenzeit bei niedrigerem Wasserstand die einzelnen Felsbänke gut erkennt, gleicht der Iguazú bei Hochwasser einem unzerteilten Vorhang aus schlammigem Wasser. Reizvoll ist beides!

Nationalparks
Zu beiden Seiten des Stromes erstreckt sich ein Nationalpark über eine Fläche von 2.400 km². Dort hält sich bis heute eines der vielfältigsten Ökosysteme der Erde. Die gewaltige Sprühnebelwolke der Iguazú-Fälle versorgt die Pflanzen der gesamten Umgebung mit dem lebensnotwendigen Nass. Neben Farnen, Moos, Bambus und Orchideen, die auf den Felsen wachsen, halten sich Hunderte von Baumarten entlang der Uferzone. Unüberschaubar groß ist die Artenvielfalt der bunten Schmetterlinge, die sich an der von Kokospalmen gesäumten Uferzone aufhalten. Tausende von gelben, orangefarbenen und blau leuchtenden Farbtupfern irren durch diese fremdartige Welt im Schöpfungszustand.
In dem subtropischen Regenwald tummeln sich neben den Schmetterlingen auch Nasenbären, Tapire, Affen, Ozelot, Jaguar, Puma, unzählige verschiedene Vögel, Reptilien und Insekten.
Die Nationalparks gehören seit 1984 (argentinische Seite), bzw. 1986 (brasilianische Seite) zum UNESCO Weltnaturerbe.

Anreise
Praktisch alle Besucher reisen mit dem Flugzeug an. Die Wasserfälle liegen ziemlich weit entfernt von den anderen touristischen Highlights und die Entfernungen sowohl in Argentinien als auch in Brasilien sind sowieso groß. Es ist aber auch möglich, mit Überlandbussen zu fahren, man muss nur entsprechend Zeit einplanen ;-). Von Buenos Aires aus sind es beispielsweise ca. 19 Stunden. Wir sind vor vielen Jahren mal von Santiago de Chile aus mit dem Bus angereist, das hat 50 Stunden gedauert…
Zu den Wasserfällen direkt kommt man dann auf beiden Seiten mir Bussen, Taxis oder einer Tour.
Unterkünfte
Die beiden Städte Foz do Iguaçu auf der brasilianischen Seite und Puerto Iguazú auf der argentinischen sind voll auf Besucher der Wasserfälle eingestellt. Hier gibt es Unterkünfte in allen Preisklassen. Außerdem kann man hier auch Touren zu den Wasserfällen buchen, wenn man das nicht schon vorher getan hat.

Argentinische oder brasilianische Seite?
Natürlich unbedingt beide! Der Großteil der Fälle liegt auf der argentinischen Seite, wo es auch viele Wege gibt, um die Wasserfälle in Ruhe zu genießen. Dort kommt man auch zur “Garganta del Diablo“. Von der brasilianischen Seite hingegen hat man den besseren Überblick – es lohnt sich also, beide Seiten für den Besuch einzuplanen!
Die argentinische Seite
Auf der argentinischen Seite gibt es mehr und längere Wege als auf der brasilianischen: den Lower Walk, den Upper Walk, den Macuco Trail, den Green Trail und den Weg zur Garganta del Diablo, zu dem man mit einem kleinen Zug fährt oder läuft.
Die brasilianische Seite
Der Shuttlebus auf der brasilianischen Seite fährt vom Besucherzentrum direkt bis zum Start des Weges entlang der Wasserfälle. Verschiedene Aussichtspunkte erlauben immer wieder andere Blickwinkel auf die Wassermassen. Am Ende kann man mit einem Aufzug zu einem erhöhten Aussichtspunkt hinauffahren.

Beste Reisezeit
Prinzipiell kann man Iguazú das ganze Jahr über bereisen. Die Hauptsaison für den Besuch liegt im Dezember und Januar, dann ist es auch am heißesten – und am teuersten. In unserem Sommer sind die Temperaturen am niedrigsten, es kann aber auch schon mal richtig kühl werden. In unserem Winter hingegen ist es eher heiß und schwül. Im Süd-Frühling regnet es am meisten. Von daher empfehlen sich bei freier Terminauswahl die Monate im Herbst, also ab März/April bis Juni.
Wie viel Zeit einplanen?
Wenn man beide Seiten anschauen möchte, sollte man mindestens zwei Tage einplanen – einen für jede Seite. Wobei es auf der argentinischen Seite deutlich mehr Möglichkeiten gibt, von daher sollte man hier einen ganzen Tag zur Verfügung haben, für die brasilianische Seite reicht zur Not auch ein halber. Allerdings sollte man je nach Jahreszeit und Besucherandrang auch die Zeit für den Grenzübertritt nicht unterschätzen.
Je nachdem, was Ihr sonst noch unternehmen (siehe unten) oder wenn Ihr Euch einfach ein bisschen mehr Zeit lassen wollt, müsst Ihr natürlich entsprechend mehr Zeit einplanen.

Lohnt es sich?
Iguazú Wasserfälle – das ist für uns eines der schönsten Reiseziele überhaupt und mit Sicherheit auch eines der beeindruckendsten Naturwunder. Überwältigend sind die Wassermassen, die sich inmitten von üppiger Vegetation in die Tiefe stürzen. Der dabei erzeugte Sprühnebel schimmert in allen Regenbogenfarben – man fühlt sich wie im Paradies! Wenn man sich Zeit lässt, entdeckt man immer wieder neue Ausblicke und Fotomotive, jeder Blick auf die Fälle sieht wieder anders aus.
Ja, das Ziel ist sehr touristisch, Schönheit zieht Besucher an. Aber dennoch würde ich niemals auf einen Besuch verzichten, die Wasserfälle sind dennoch ein absoluter Höhepunkt einer Argentinien- oder Brasilienreise!
Was kann man sonst noch unternehmen?
- Helikopterflüge über die Wasserfälle
- Bootsfahrten bis zu den Wasserfällen
- Kayakfahrten
- Regenwaldexpeditionen (z.B. Bananeiras Trail auf der brasilianischen Seite)
- Parque das Aves (Vogelpark) auf der brasilianischen Seite: die Tiere stammen überwiegend aus illegaler Haltung oder Tierhandel und leben überwiegend in begehbaren Großvolieren
- Wanderungen in den Nationalparks
Was sollte man beachten?
Wenig überraschend: es kann nass werden! Je nach Wassermenge der Fälle gibt es weniger oder sehr viel Sprühnebel. Gerade, wenn es nicht so heiß ist, macht es Sinn, einen Poncho oder eine Regenjacke dabei zu haben. Außerdem sollte man auch daran denken, seine Kamera oder das Handy entsprechend zu schützen!
Im Park sind sehr viele Nasenbären unterwegs, die jegliche Scheu vor Menschen verloren haben. So süß sie aussehen mögen – haltet Euer Essen verpackt, wenn sie in der Nähe sind!
Und: unbedingt an Insektenschutz denken!

Die Iguazú-Wasserfälle besuchen sie u.a. auf diesen Reisen nach Argentinien und Brasilien:
Anden, Gletscher & Stranderholung, Urlaub mit den Kleinen in Argentinien: Wasserfälle und Berge und Südamerika: Höhepunkte in Peru, Bolivien, Argentinien und Brasilien auf vielen mehr.
Eine Antwort auf „Reisetipps für die Iguazu Wasserfälle: Wo die Natur ihre Magie entfaltet“
Hallo Michael,
beim durchstöbern ist mir dieser Beitrag aufgefallen. Sehr interessant. Meine Frau und ich haben schon öfter die Wasserfälle besucht und einige Insidertipps auf unserem Blog veröffentlicht. Falls es dich interessiert kannst Du ja mal reinschnuppern.
Ein sehr spannender Blog und echt interessante Erfahrungsberichte, vielen Dank fürs teilen. 😉